Nach einem langen Arbeitstag kehrt in der Cuxhavener Stadtbibliothek eine besondere Ruhe ein. Während draußen das Leben am Schleusenpriel weiterfließt, verwandelt sich die Bibliothek in einen Rückzugsort für alle, die das Lesen lieben. „Verweilen bei Zeilen – Lesezeit nach Feierabend“ nennt sich das neue Angebot. Und gleich zum Auftakt ist klar: Das Konzept kommt an.
Eine Bibliothek im Abendlicht
Wenn die Türen sich offiziell schließen, versammelt sich gegen 18 Uhr eine kleine Gruppe im Obergeschoss um einen großen Tisch. Vielleicht denkst auch Du: „Mal sehen, ob ich heute ein Buch entdecke, das ich mit nach Hause nehmen möchte.“ Genau das hat auch Gerda Lemmerhirt gesagt – eigentlich keine regelmäßige Besucherin der Bibliothek.
Nach einer kurzen Begrüßung geht es los: Du kannst zwischen den Regalen stöbern, Dich an Tischen mit Buchempfehlungen inspirieren lassen oder durch das beeindruckende Zeitschriftenangebot blättern. Die Stimmung? Eine Mischung aus Entspannung und Neugier. Jetzt beginnt Deine persönliche Entdeckungsreise – in aller Stille.
Leise verteilen sich die Teilnehmenden in die verschiedenen Bereiche. Einige suchen gezielt nach Titeln, andere lassen sich treiben. Die Atmosphäre erinnert ein wenig an „Nachts im Museum“ – nur ohne Chaos, dafür mit der stillen Magie von Geschichten und Gedanken.
Lesegenuss ohne Ablenkung
Gemütliche Sessel, weiche Sofas und ruhige Ecken laden Dich ein, es Dir bequem zu machen und einfach zu lesen. Kein Handy, kein Lärm – nur das leise Umblättern von Seiten und das gelegentliche Lächeln über eine schöne Textstelle.

Gemütlich schmökern – Gertrud Große-Ophoff hat sich in einem der Sessel mit einer Zeitschrift zurückgezogen. Die ruhige Atmosphäre lädt zum Verweilen ein.
Claudia Mann und Marita Hilmer, die diesen besonderen Abend gestalten, denken an alles: Kleine Glasschälchen mit Weingummis stehen bereit – eine süße, aber buchfreundliche Alternative zu Chips oder Schokolade.
Vielleicht bleibst Du an einem Roman hängen, vielleicht blätterst Du durch ein Sachbuch oder liest einen Artikel. So wie Simon Thompson, ein Stammgast, der eigentlich wegen eines bestimmten Titels kam – und dann begeistert in der Comic-Ecke hängen blieb.
Bücher, die verbinden
Auch Bibliotheksleiterin Stephanie Lüder ist an diesem Abend privat dabei. „Zuhause lenkt mich immer etwas ab. Hier kann ich ganz in Ruhe lesen“, sagt sie – und Du wirst ihr wahrscheinlich zustimmen.
Nach gut einer Stunde finden sich alle wieder zusammen. Wer mag, erzählt kurz von der eigenen Lese-Entdeckung. Mal ist es ein Roman von Rilke, mal ein Fantasy-Epos oder ein Ratgeber über Lebensveränderungen. Unterschiedlich, aber immer mit Begeisterung. Und genau das verbindet Euch.

Literatur verbindet – Nach der Lesezeit kommt die Gruppe zusammen, um sich über ihre Entdeckungen auszutauschen.
„Ich habe heute endlich den zweiten Band einer Reihe begonnen, den ich schon lange lesen wollte“, erzählt eine Teilnehmerin. Ein anderer freut sich über ein ganz neues Thema, das er so nicht auf dem Zettel hatte. Christoph Große-Ophoff, Rentner und Neuentdecker der Bibliothek, bringt es auf den Punkt: „Ein wunderbarer Abend – ich komme wieder.“ Und eine andere Leserin verrät, dass sie beim nächsten Mal ihre Enkel mitbringen will: „Ich wusste gar nicht, wie viele Angebote es hier für Kinder gibt!“
Ein Abend, der Lust auf mehr macht
Am Ende seid Ihr Euch einig: Diese besondere Stunde war eine echte Bereicherung. „Einfach mal lesen – ohne Hektik, ohne Termine, ohne Alltag“, sagt eine Teilnehmerin zufrieden. Und der kurze Austausch am Schluss rundet den Abend wunderbar ab. Vielleicht findest auch Du ein Buch, das Dich überrascht – und Dich noch lange begleitet.

Bücherstapel der Begeisterung – Diese Titel wurden bei der Premiere von „Verweilen bei Zeilen“ entdeckt.
Fotos: Koppe/Potschka
Nächster Termin schon geplant
Claudia Mann und Marita Hilmer freuen sich über das positive Echo – und haben bereits den nächsten Abend im Blick: Am 15. Mai ist die Stadtbibliothek von 18 bis 20 Uhr wieder für Dich geöffnet. Für alle, die sich eine kleine literarische Auszeit gönnen wollen – ganz ohne Ablenkung, dafür mit umso mehr Lesegenuss.